Mangazasshi - Mangamagazine

  • Liebe Japanshrineblog-Leser,

    in meinem heutigen Beitrag dreht sich wieder alles um das Thema Manga. Genauer gesagt habe ich es mir heute zur Aufgabe gemacht, das Phänomen „Mangamagazin“ (auf Japanisch „Mangazasshi“) genauer unter die Lupe zu nehmen und euch zu präsentieren.

    *oleole*


    Bestimmt habt ihr schon einmal von mindestens einem dieser Mangamagazine gehört. Die Namen „Shonen Jump“, „Hana to Yume“ oder „Ribon“ dürften den meisten Mangalesern im deutschen Sprachraum ein Begriff sein, denn nicht wenige Mangakas, deren Werke in diesen Magazinen veröffentlicht wurden, haben auch bereits hierzulande Mangas herausgebracht, darunter z.B. Eichiro Oda, Rumiko Takahashi, Takeshi Obata oder Arina Tanemura.


    Das Besondere an den Mangamagazinen ist, dass nicht nur eine Serie von einem Mangaka veröffentlicht wird, sondern dass sie Plattformen darstellen, auf denen gleichzeitig mehrere Künstler ihre Beiträge präsentieren. Die übliche Veröffentlichungsform sieht so aus, dass mehrere Zeichner in jeder Ausgabe ein neues Kapitel einer fortlaufenden Serie veröffentlichen. Vorteile sind hierbei, dass die Leser nicht monatelang auf das Erscheinen eines neuen Bandes ihrer Lieblingsserie warten müssen, sondern regelmäßig und in kürzeren Abständen (monatlich oder in manchen Fällen sogar wöchentlich) mit neuem Lesestoff versorgt werden. Der typische Veröffentlichungsrhythmus ist wie bereits erwähnt entweder wöchentlich oder monatlich, natürlich gibt es aber auch Ausnahmen (und Spezialausgaben). Viele Mangamagazine sind dicker als ein „normaler“ Manga im typischen Taschenbuchformat, viele warten dabei mit einer Dicke, vergleichbar mit der eines Telefonbuches auf und umfassen somit meist mehr als 200 und bis zu 1000 Seiten.


    Ein weiterer Vorteil – vor allem für die Künstler und die jeweiligen Verlage ist es natürlich, dass neue Zeichner und neue Serien somit in kleinerer Form auf dem Markt getestet werden können, bevor sie schließlich als eigenständige Mangabände (jap. „Tankobons“) veröffentlicht werden. Das Geschäft kann an dieser Stelle für die Zeichner allerdings auch ganz schön hart sein. Serien, die gut ankommen, werden oft jahrelang fortgesetzt und bekommen Tankobonveröffentlichungen. Bei Serien, die weniger beliebt sind, dauert die Laufzeit oft nur wenige Ausgaben lang an, bevor sie abgesetzt werden. Gerade bei wöchentlich erscheinenden Magazinen ist es außerdem eine sehr große Herausforderung für die Zeichner, die Deadlines für die Kapitel einzuhalten. Wer genaueres über dieses harte Business lesen möchte, dem sei der Manga „Bakuman“ von Takeshi Obata und Tsugumi Ohba wärmstens ans Herz gelegt. Neben viel Theorie über das Mangazeichnen selbst, kann man hier auch einiges über die Veröffentlichungsformen und speziell über das harte Konkurrieren um einen Platz für seine Serie in einem Mangamagazin erfahren.


    Die Mangamagazine in Japan werden vor allem in die Zielgruppen „Shonen“ (Manga für Jungs), „Shojo“ (Manga für Mädchen) und deren „erwachseneren“ Pendants „Seinen“ (Manga für junge u. erwachsene Männer) und „Josei“ (Manga für junge u. erwachsene Frauen) eingeteilt. Darüber hinaus gibt es aber auch Magazine, die sich speziellen Interessen verschrieben haben, so gibt es auch welche, die sich nur um das Thema Shonen Ai drehen, solche, in denen vorrangig Hentaigeschichten publiziert werden, oder auch etwas ausgefallenere Interessen wie z.B. Pachinko!


    *what?*


    Hier eine kurze Auflistung bekannter Mangamagazine, von denen vielleicht auch ihr schon einmal gehört habt:

    Shonenmagazine
    Dragon Age (seit 1992, Kadokawa-Shoten; Link zur offiziellen Website)
    Weekly Shonen Jump (seit 1968, Shueisha, gilt als erfolgreichstes Mangamagazin; Link zur offiziellen Website)
    Shonen Sunday (seit 1959; Shogakukan; Link zur offiziellen Website)
    Shonen Magazine (seit 1959, Kodansha; Link zur offiziellen Website)

    Shojomagazine

    Ciao (seit 1977, Shogakukan, Link zur offiziellen Website)
    Hana to Yume (seit 1974, Hakushensa; Link zur offiziellen Website)
    LaLa (seit 1976, Hakushensa; Link zur offiziellen Website)
    Nakayoshi (seit 1954, Kodansha; Link zur offiziellen Website)
    Ribon (seit 1955, Shueisha, Link zur offiziellen Website)


    Hier als Beispiel ein Cover des Ribonmagazins


    Seinenmagazine
    Ikki (seit 2000, Shogakukan; Link zur offiziellen Website)
    Morning (seit 1992, Kodansha; Link zur offiziellen Website)
    Shonen Ace (seit 1994, Kadokawa-Shoten; Link zur offiziellen Website)

    Joseimagazine

    Be Love (seit 1980, Kodansha; Link zur offiziellen Website)

    Eine längere (allerdings unvollständige) Auflistung von Mangamagazinen könnt ihr hier einsehen.


    Trotz der häufigen Dicke der Mangamagazine kosten sie in Japan meist umgerechnet nur zwischen 2 – 5 Euro, gelegentlich etwas mehr, das kommt auf das jeweilige Magazin an. Generell sind sie aber relativ günstig. Dafür ist die Papierqualität meist nicht besonders hoch, deswegen werden die Mangamagazine von vielen nach dem Lesen einfach weggeworfen, im Gegensatz zu den Tankobons, die auch in Japan gesammelt und ins Regal gestellt werden. Übrigens machen Mangamagazine in etwa 70% des Marktanteils betreffend Mangas aus.

    Als kleines Extra und um die Verkaufszahlen anzukurbeln, bieten viele Mangamagazine auch kleine Extras an, auch genannt „furoku“. Das können Sammelkarten mit Motiven der jeweils vertretenen Serien sein, Poster, Postkarten, Sticker, kleine Notizblöcke, Stifte und was das Herz noch so begehrt.




    Hier seht ihr Briefpapier mit Motiven aus dem Ribonmagazin als Extra für Schreibbegeisterte


    *verliebt bin*


    Auch der deutsche Mangamarkt hat sich an der Veröffentlichung von Mangamagazinen versucht. Vorläufer auf dem Gebiet war die „Manga Power“, die erstmals 1996 von Ehapa (heute Egmont Manga & Anime, kurz EMA) im zweimonatlichem Rhythmus veröffentlicht, allerdings auch nach sechs Ausgaben im Jahr 1997 auch wieder eingestellt wurde. Einen zweiten Versuch startete das Magazin 2002, in überarbeiteter neuer Form. Im Gegensatz zur ersten Veröffentlichung wurden z.B. die Mangas in dem Magazin nicht mehr in gespiegelter Fassung, sondern in der original japanischen Leserichtung veröffentlicht und Serien wie „Chobits“, „Peach Girl“ und „Othello“, die später auch erfolgreich als Taschenbücher erhältlich waren, wurden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Trotz der Umstrukturierung sanken die Leserzahlen schnell wieder ab und so musste die Manga Power im September 2004 endgültig eingestellt werden.

    Etwas länger am Stück durchgehalten hat das Magazin „Manga Twister“, das von Oktober 2003 bis Oktober 2006 von EMA veröffentlicht wurde, jedoch auch wegen zu niedrigen Verkaufszahlen nicht länger herausgebracht wurde. Das besondere an diesem Magazin war, dass es sowohl einen Teil enthielt, der Shonenmangas enthielt, als auch einen Teil für Shojomangas. Für vielseitig interessierte Leser stellte das eine gute Mischung dar. Ich persönlich war ein großer Fan des Magazins und habe einige Ausgaben zu Hause im Regal stehen. Schade, dass es sich nicht länger gehalten hat, denn den Preis von anfänglich 5 Euro (später 6,50 Euro) für satte 480 Seiten habe ich gerne gezahlt. Einige der Serien, die ich persönlich sehr gerne gelesen habe waren hier „Kaito Kid“, „The Law of Ueki“, „Mister Zipangu“, „Yakitate!! Japan“, „Alice 19th“, „Anatolia Story“, „Kare First Love“ und „Go! Virginal“.


    Twist and enjoy! - Keine Lust auf Shojo? Umdrehen und Shonenmanga genießen!
    *cry*

    Der Verlag Carlsen hat bzw. hatte ebenfalls Mangamagazine im Programm. 2001 erschien im Dezember erstmals das Magazin „BANZAI!“ (ein japanischer Ausruf wie „Hurra!“ oder „Ein Hoch auf...“). Dieses Magazin hatte sich das japanische Magazin „Shonen Jump“ als Vorbild genommen und brachte demzufolge Serien wie z. B. „Naruto“, „HunterXHunter“, „YuGiOh!“ oder „Hikaru no Go“ an den jungen Mann und auf den deutschen Markt.



    BANZAI!-Cover feat. Hikaru aus Hikaru no Go


    Für Mädchen veröffentlicht Carlsen seit 2003 das Shojopendant unter dem Namen „Daisuki“ (jap. Für „Ich mag/liebe dich“). Im Gegensatz zur „BANZAI!“, die 2005 aufgrund vertraglicher Veränderungen mit dem zusammenarbeitenden, japanischen Verlag Shueisha eingestellt werden musste, läuft die „Daisuki“ immer noch erfolgreich, als mittlerweilige einziges Mangamagazin Deutschlands. Bekannte und beliebte Titel aus dem Magazin wären u. A. „Fruits Basket“, „Skip Beat“ oder die Vampirromanze „Vampire Knight“. Sowohl die „BANZAI!“ als auch die „Daisuki“ veröffentlichten darüber hinaus auch Mangas von deutschen Künstlern. So veröffentlichte beispielsweise Robert Labs seinen Manga „Crewman3“ in der „BANZAI!“ und Zeichnerinnen wie Christina Plaka (u. a. „Prussian Blue“), Judith Park (u. a. „Dystopia“, „Yspare“) und Nina Werner (u. a. „Jibun-Jishin“) veröffentlichten in der „Daisuki“ erfolgreich ihre Serien und sich zum Teil auch heute noch auf dem deutschen Mangamarkt vertreten.



    Aktuelles Cover der Daisuki 03/2011


    Ich persönlich finde es sehr schade, dass Mangamagazine auf dem deutschen Markt nicht all zu gut ankommen. Zwar läuft die „Daisuki“ nun schon seit mehreren Jahren, doch die Einstellungen der anderen Magazine zeugt nicht gerade von größter Beliebtheit dieser Publikationsform. Woran das genau liegen mag ist denke ich schwer zu sagen und für mich auch etwas unverständlich, aber da steht mir wohl mein persönlicher Geschmack im Weg, um das objektiv beurteilen zu können. Wie steht ihr denn solchen Mangamagazinen gegenüber? Kennt ihr welche? Hättet ihr gerne mehr davon? Hiermit lade ich euch alle zum Diskutieren und Erfahrungenaustauschen in den Kommentaren dieses Blogeintrages ein!

    Hoffentlich hat euch mein Beitrag für diese Woche gefallen. In meinem nächsten Beitrag wird sich wieder alles um Mangas drehen, worum genau sei an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten!


    *ye*




    Quellen: Wikipedia sowie weiterführende Hyperlinks


    credits @ sky_fish

    feat. Jeani, Kai_Iwanov, BenChi, Evangelion, sky_fish, Madhatter, Ryuken & Baka-Ranger

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Kommentare 5

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    Lea -

    Hey Skylein, dein Artikel ist echt toll! Sogar für einen aten Hasen wie mich war diese Übersicht sehr informativ.

    Ich selbst habe auch die ersten Bände der Daisuki, stelle mir aber insgesamt auch lieber die Tankobons ins Regal und habe da einfach mehr Seiten meiner Lieblingsserien am Stück.

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    suppa -

    Naja, ich persönlich stelle mir einfach gerne die Sammelbände ins Regal. Wenn man später mal ne Serie am Stück lesen will ist das praktischer. Da ich mir eher alle paar Monate (oft in Zusammenhang mit ner Messe/Con) größere Mengen auf einmal hole und dann wieder monatelang nichts, bieten sich für mich mehr die Sammelbände an.

    Ich denke das Prinzip, "billig kaufen, lesen und danach wegwerfen" ist im deutschen Markt einfach nicht so angekommen. Zumal wir eh einen eher kleinen Markt haben. Kein Vergleich zu Japan oder Frankreich. Nebenbei: weiß jemand wie das mit Mangamagazinen in Frankreich aussieht? Kommen die da besser an?

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    BenChi -

    Super Blogeintrag, sky! Find ich auch interessant! Vielleicht ist es bei uns ja so, dass mehr wert auf das Buch an sich gelegt wird, wenn man sich einen Manga kauft? Allerdings sprechen die Onlinescans wieder gegen diese Theorie... Komisch das Ganze, aber ich les da drin auch nicht so gerne, außer die Reportagen und sowas ^^ aber im Daisuki sind jetzt für mich auch nicht so interessante Geschichten drin ^^;;

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    Scandal93 -

    hi sky :). Auch von mir ein großes LoB! *_*. Das war ein toller Eintrag :D. Ich habe bisjetzt immer ein Bogen um diese Art von Mangamagazinen gemacht und werde dies weiterhin tun ( gibt ja auch nur noch Daisuki aber egal XD ) :D. Weil ich das genauso sehe wie Jeani :D. Mir reichen auch in dem Punkto, die kostenlosen Mangapreviews der Verlage :D. Da gibt es ja n paar Leseproben usw. Das reicht ja :D. Ist immerhin kostenlos ne :D.

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    Jeani -

    Toller Beitrag mit einigen neuen Infos...die ich noch net kannte! Danke sky! *knuff* Obwohl mir die Manga-Magazine durchaus ein Begriff sind.

    Ich persönlich bin aber KEIN großer Fan dieser Publikationsform. Wieso?! Hmmm...ich denke mal, weil dort oft viele Serien drin sind die mich 0 interessieren. Und wegen 1-2 guten Serien kaufe ich mir kein Manga-Magazine.
    Ich finde diese Magazine in Deutschland außerdem zu teuer...denn in Japan sind sie ja wirklich oft günstiger. Mir ist zwar durchaus bewußt, dass sie bei uns ja auch erst übersetzt werden müssen und es schon einen gewissen Produktionsaufwand darstellt. Deswegen sind bei uns 5 - 6 Euro durchaus angemessen!

    Dennoch...es ist einfach ein total uninteressantes Medium für mich. Lese meine Lieblingsserien lieber als Tankobons. Auch weil es sich in einer Manga-Sammlung einfach hübscher und besser macht. ^^