Sky's Animeempfehlungen Vol. 3: "Arrietty - Die wundersame Welt der Borger"



  • Nachdem wir letztes Jahr in den Kinogenuss des supersüßen Ghiblifilms „Ponyo“ kommen konnten, zieht uns das Studio Ghibli auch dieses Jahr wieder in die Kinosäle. Anfang Juni war es endlich soweit. Der in Japan bereits im Juli 2010 erschienene Film „Karigurashi no Arietty“ (借りぐらしのアリエッティ) lief nun auch in Deutschland an. Der hiesige Titel lautet „Arrietty – Die wundersame Welt der Borger“ und spielt somit auch auf die Romanvorlage „Die Borger“ von Mary Norton an, das Hayao Miyazaki-sensei zum Drehbuch des Filmes inspirierte. Natürlich haben wir (BenChi, Lolirockstar und ich) es uns nicht nehmen lassen, Karten für eine der ersten Vorstellungen zu reservieren. Und so setzten wir uns vor ein paar Wochen in München in ein kleines aber feines Kino und freuten uns auf den neuen Ghiblifilm. Was einen bei der Kinovorstellung erwartet und ob der Film (unserer Meinung nach) mit den vorherigen Ghiblimeisterwerken mithalten kann, erfahrt ihr im Laufe meines heutigen Reviews! Doch zunächst, lasst mich euch einen kleinen Einblick in die Geschichte geben.


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    Der 12-jährige Sho leidet an einer Herzkrankheit. Um sich auf eine riskante Operation vorzubereiten, zieht er auf Raten seiner Ärzte aufs Land, in das Haus, in dem bereits seine Mutter aufgewachsen ist. Dort kümmern sich seine Tante und die etwas verschrobene Haushälterin Haru um ihn. Die wunderschöne Umgebung, der große grüne Garten und die Gesellschaft der dicken Hauskatze sollen Sho zu Entspannung verhelfen und ihm Energie und Kraft spenden. Obwohl der Junge sich weitgehend schonen sollte, ist er sehr neugierig. Besonders, nachdem er bei seiner Ankunft im Gras ein winziges Lebewesen entdeckt hat, das fast aussah, wie ein Mensch. Haben ihm seine Augen einen Streich gespielt? Oder steckt vielleicht doch etwas Wahrheit hinter der Legende über die kleinen Leute, die in den Häusern unter dem Fußboden hausen?



    Sho bei seiner Ankunft auf dem Land

    Arrietty ist 14 Jahre alt und wohnt gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Vater in einem kleinen Häuschen unter dem Fußboden. Wenn sie sich nach draußen in den riesigen Garten begibt, ist ihr Ausflug jedes Mal ein kleines oder großes Abenteuer, egal ob sie nur auf Erkundungstour geht, oder ein paar Blumen und Lorbeerblätter stibitzt, um die Vorratskammer der kleinen Familie zu füllen. Selbst ihre Mutter verzeiht ihr, dass Arrietty mal wieder allein in die weite Welt hinaus gegangen ist, wenn sie dafür etwas Vorrat mitbringt. Schließlich müssen die kleinen Leute aufpassen, dass sie nicht von den Menschen entdeckt werden. Sonst würde es ein böses Ende mit ihnen nehmen. Denn Arrietty und ihre Familie gehören zu den sogenannten „Borgern“, eine etwa 10 cm große, vom Aussterben bedrohte Lebensform. Sie sind klitzekleine Menschen, die in den großen Häusern in den Wänden, unter den Fußböden hausen und sich nachts herumschleichen, um sich ein paar Gegenstände von den Menschen zu borgen. Schließlich fällt es doch nicht auf, wenn einmal im Jahr ein Stückchen Würfelzucker verschwindet und hier und da ein Taschentuch oder eine Stecknadel. Zumindest dachten die Borger das...



    Arriettys Zimmer


    Eines Nachts darf Arrietty das erste Mal offiziell ihren Vater auf einer Expedition in das Haus der Menschen begleiten, um eben solche Kleinigkeiten zu borgen. Auf ihrem Weg müssen die beiden zahlreiche Hindernisse überwinden, treffen auf Ratten und müssen auf der Hut sein, dass sie von den Menschen nicht entdeckt werden. Immerhin wollen sie nicht gefangen genommen werden. Als die beiden im Schlafzimmer des Jungen Sho ein paar Taschentücher mitnehmen wollen, bemerkt Arrietty, dass der Junge keineswegs schläft, sondern stattdessen das Mädchen interessiert anstarrt. Die schlimmste Befürchtung der Borger ist eingetreten – ein Mensch hat sie entdeckt! Schleunigst flüchten Arrietty und ihr Vater, um nicht geschnappt zu werden und gar Ärger zu bekommen. Fast scheint es beschlossene Sache, dass die Familie ausziehen und sich ein neues Heim suchen muss, doch Arrietty, die sich für das Schlamassel verantwortlich fühlt, will ihren Fehler selbst ausbügeln und bittet ihren Vater, ihr diese Möglichkeit zu gewähren.



    Arrietty auf ihrem Streifzug


    So kommt es, dass das kleine Mädchen versucht, Sho zu überreden, nichts von ihrer Existens weiter zu erzählen und besucht ihn in seinem Zimmer. Dieser scheint Feuer und Flamme für das kleine Wesen zu sein und möchte Arrietty unbedingt näher kennen lernen. Der Junge scheint keineswegs vor zu haben, die kleinen Leute zu verpfeifen, sondern möchte nur mit ihr reden und in ihre kleinen Augen blicken. Doch Arrietty traut Sho nicht, so wie keinem Menschen und tritt ihm distanziert gegenüber. Als plötzlich eine Krähe aus heiterem Himmel Arrietty angreift, rettet Sho sie vor dem großen Vogel und gibt ihr Gelegenheit, zu fliehen. Der Kravall ruft jedoch die Haushälterin Haru auf den Plan, die sich über das ungewöhnlich agressive Verhalten der Krähe wundert. Die ältere Frau findet Shos Verhalten verdächtig, der Arrietty hinter seinem Rücken verbirgt, und versucht, herauszubekommen, ob er schon einmal kleinen Leuten hier im Haus begegnet ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in der heutigen Zeit scheinen Shos Tante und Haru sehr wohl an die Existens dieser Lebewesen zu glauben. Shos Tante zeigt ihm ein wundervolles, prachtvoll ausgestattetes Puppenhaus, das seiner Mutter gehört hatte und das ihr Vater extra für die kleinen Leute angefertigt hatte, mit dem Wunsch, sie würden herauskommen und darin leben. Harus Interesse dagegen scheint anderer Natur zu sein.



    Das gedachte Heim für die Borger


    Sho will Arrietty und ihrer Familie ein Geschenk machen, um ihnen zu zeigen, dass er ihnen nichts Böses will. Nachdem er ihren Unterschlupf ausfindig gemacht hat, platziert er die voll funktionsfähige Miniküche aus dem Puppenhaus in dem kleinen Quartier. Doch trotz der netten Geste fürchten sich die kleinen Borger vor den Menschen und werden Panisch. Obwohl Sho es nur gut meint und Arrietty's Meinung von ihm allmählich zu steigen scheint, kommt es schließlich zum befürchteten Zwischenfall. Durch eine kleine Unaufmerksamkeit des Jungen findet Haru schließlich heraus, wo die kleinen Leute sich verstecken. Sie bricht in ihr Heim ein und entführt Arriettys Mutter. Sie steckt die kleine Frau in ein Einmachglas und versteckt sie in der Vorratskammer. Ariette versucht mit Hilfe von Sho natürlich alles, um sie wieder zu finden und vor Haru, die mittlerweile die Kammerjäger informiert hat, zu retten. Ob es ihnen gelingt und ob die Borger ihr Heim wirklich verlassen müssen, seht selbst!



    Harus Einbruch


    Wie immer bei einem Ghiblifilm, erwartet einen bei „Arrietty“ ein unglaublich detaillierter Animationsstil, was die Hintergründe betrifft. Grün über Grün breitet sich der Pflanzengarten aus, geziert von einem keinen Teich und führt schließlich in ein kleines Wäldchen. Was für Menschen normaler Größe schon ein stattlicher Garten ist, scheint er eine riesige, wundersame Welt für die kleinen Leute zu sein, die vor ihnen verborgen leben. Neben dem Augenschmaus an wunderschönen Illustrationen sind jedoch auch die Charaktere des Films sehr gut gelungen. Nicht nur durch ihr Auftreten im typischen, recht einfachen aber liebevoll ausgearbeiteten Ghiblistil, sondern vor allem durch ihre Persönlichkeit.


    Die kleine Arrietty ist ein mutiges, lebensfrohes und Mädchen. Sie liebt ihre Eltern und ihr Zuhause über alles. Ihre Neugier auf die Welt da draußen gefährted ungewollt das friedliche Zusammenwohnen der Borger, als Arrietty unterschätzt, wie wichtig es ist, niemals von einem Menschen gesehen zu werden.




    Ihre Mutter reagiert ängstlich, doch Arrietty's Vater bleibt gelassen und beschützt seine Familie so gut er kann.



    Als die Borger in Schwierigkeiten geraten, erhalten sie darüber hinaus Unterstützung eines fremden, etwas eigenbrödlerischen Borgers namens Spiller, der in der Nähe des Hauses sein Jagdgebiet hat.



    Und auch Sho tut sein Bestes, um den kleinen Leuten zu helfen. Dabei spielt nicht nur sein Schuldgefühl darüber, dass die Borger entdeckt wurden, sondern auch seine Zuneigung zu Arrietty und sein Interesse an den kleinen Leuten eine große Rolle. Durch das Kennenlernen der kleinen Arrietty schöpft Sho Zuversicht und Kraft, die bevorstehende Herz-OP zu überstehen.


    „Arrietty“ ist nicht nur ein wundervoller Film, basierend auf einem Buch, sondern verzaubert seine Zuschauer in vielerlei Hinsicht. Die Zeichnungen, die Stimmung über den ganzen Film verteilt, Arriettys sympatische und lebensfrohe Ausstrahlung und der kranke Junge Sho, dessen Lebensgeister durch seine geweckte Neugier wieder erwachen, sowie die wundervolle Musik von Cécile Corbel, all das trägt seinen Teil dazu bei. Hayao Miyazaki ist es darüber hinaus wieder einmal gelungen, zu thematisieren und zu zeigen, welche Gefahr für die Natur und deren Lebewesen, vom Menschen ausgehen kann. Haru verkörpert dabei den negativen Pol durch ihren Wunsch, die kleinen Leute einzufangen und für ihre „Diebstähle“ zu betrafen. Dennoch besteht Hoffnung für die Borger, nicht zuletzt in Form des jungen Sho, der ihnen nichts Böses und lieber mit ihnen gemeinsam friedlich leben will. Während des Films habe ich mich oft gefragt, was wohl wäre, wenn es solche kleinen Leute wirklich gäbe und wenn Menschen sie fangen würden. Würden sie die Borger töten? Verkaufen? Vorführen wie wilde Tiere im Zirkus? Oder würden sie mit ihnen friedlich zusammenleben und ihre Sachen mit ihnen teilen? Die Antworten wären wahrscheinlich so vielseitig wie die Menschen auf diesem Planeten. Klar ist jedoch die Botschaft, die auch dieser Ghiblifilm wieder vermittelt – respektiere die Umwelt und die Lebewesen, die darin wohnen.

    Der Film richtet sich dabei im Gegensatz zu seinem Vorgänger „Ponyo“ nicht unbedingt in erster Linie an Kinder, sondern spricht ein weiter gefächertes Publikum an und scheint eher ein Film für Erwachsene (und ihre Kinder) zu sein. Natürlich tut das dem Film keinerlei Abbruch, im Gegenteil. Auch sehr viele erwachsene Anime- und Filmfans werden daran ihre Freude haben. Zwar plätschert der Film stellenweise etwas leicht daher (ähnlich wie manch andere Ghiblifilme), was manche Kinder vielleicht ein wenig langweilen könnte. Ich hoffe jedoch, dass jeder sich wie ich auch ich von Arrietty vollends verzaubern und sich einfach von der Handlung mittreiben und in die liebevoll gestaltete, detailreiche und bunte Welt der Borger entführen lässt. Allein die ganzen Klenigkeiten die sich einem während des Films zeigen, sind es wert, „Arrietty“ anzugucken. Sowohl storytechnisch als auch vom Standpunkt der Animation betrachtet, reiht sich dieser Film geschickt in die Reihe der Ghiblimeisterwerke ein und muss sich meiner Meinung nach hinter keinem von ihnen verstecken! Wer den Film noch nicht im Kino gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen, es lohnt sich wirklich!


    Infos – zusammengefasst:


    Originaltitel: Karigurashi no Arietti
    Titel D: Arrietty – Die wundersame Welt der Borger
    Entstehungsjahr: 2010
    Kinopremiere D: Juni 2011
    Animationsstudio: Studio Ghibli
    Regie: Hiromasa Yonebayashi
    Drehbuch: Hayao Miyasaki
    Vorlage: Roman „Die Borger“ von Mary Norton
    künstlerische Leitung: Noboru Yoshida u. Yoji Takeshige
    Musik u. Titelsong: Cécile Corbel
    Gewonnene Preise:
    • Bester Animationsfilm (Japanese Academy Award)
    • Bester Animationsfilm des Jahres + bester japanischer Animationsfilm (Tokyo anime Awards 2011)
    • Beste Regie (an Hiromasa Yonebayashi)
    • Beste künstlerische Leitung (an Noboru Yoshida u. Yoji Takeshige)
    • Beste Filmmusik (an Cécile Corbel)


    Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Arrietty…undersame_Welt_der_Borger

    Ich hoffe, mein Review hat euch gefallen! Kennst denn von euch jemand schon den Film? Lasst mich eure Meinung wissen! Bis zum nächsten Mal!


    credits @ sky_fish

    feat. Jeani, Kai_Iwanov, BenChi, Evangelion, sky_fish, Madhatter, Ryuken & Baka-Ranger

    Ava & Signature - Design by sky_fish

    1.591 mal gelesen

Kommentare 6

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    sky_fish -

    Hi Baka-Ranger und danke für deinen Kommentar =)
    Ja, der Text enfhält viele Infos, aber glaub mir, wenn du den Film siehst, wirst du noch einige Überraschungen erleben! ^^ Also keine Sorge. Was den Informationsgehalt angeht, versuche ich, in einem Review bewusst mehr rein zu packen als in einen Vorstellungsthread im Forum. Das sollte man schon unterscheiden, finde ich. Ein Review bzw. eine Rezension ist nur möglich zu verstehen, wenn auch die nötigen Infos vorher gegeben wurden. Noch besser liest sich so etwas naürlich, wenn man den Film bereits selbst gesehen hat... ich hoffe, du erhälst auch noch die Möglichkeit, der Film ist einfach toll =)

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    Baka-Ranger -

    Sky! Wirklich tolle Empfehlung :). Aber einen Kritikpunkt habe ich :D. Die Zusammfassung von dem Film an sich... fand ich zu Informativ :D. ich meine ich kenne den Film nicht und in den Kinos läuft der bei uns in der Nähe auch net, aber ich wollte nicht schon, zuviele Infos zum Film haben :D. Weil sonst ist doch die Spannung raus :D. So seh ich das jedenfalls :D. Aber wie immer; Toll geschriebene Review. Mit ''für mich dieses mal , etwas zu'' vielen Infos und leicht zu lesen :D.

    Liebe Grüße:

    ICH :D.

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    sky_fish -

    Vielen Dank ihr drei für eure lieben Kommentare =) Ich bin auch echt froh, dass ich den Film gesehen habe. Ich freu mich schon wahnsinnig auf den nächsten Ghiblifilm und hoffe sehr, dass auch der dann wieder im Kino zu sehen sein wird! ^^

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    kitsune -

    Sky Danke für das tolle Review!!!!! Macht lust auf mehr! :)

    Hab den Film auch schon gesehen und kann ihn empfehlen. Eine schöne ruhige Story mit super Stimmung.

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    Jeani -

    Also ich hab den Film auch gesehen und fand ihn von den Zeichnungen wirklich bombastisch. *_* Tolle Darstellungen, vor allem von der Natur.

    Die Story an sich ist schon stellenweise sehr ruhig und plätschert eher dahin. Für Kinder würde ich den Film deswegen vielleicht nicht unbedingt empfehlen, aber ich fand ihn trotzdem toll.
    Ist zwar nicht der beste Ghibli aller Zeiten, aber durchaus ein schönes Anime-Werk. ^^

    Tolle Review @sky.
    Hast du wirklich super geschrieben. ^-^

    Ich freue mich auf deine nächste Animeempfehlung. :)

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    Lea -

    Sky-chan, das hast du alles sehr schön beschrieben.
    Jetzt hab ich noch mehr Lust auf den Film! Ich möchte den echt soo gerne sehen, aber in meiner Nähe läuft er leider nicht.